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Verarbeitung von Japangold und -Silber (Lumi)

 


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Kanji 8: Sonne. Aufnäharbeit in Japangold. Rückseite von Kanji 8, Sonne.

Eigenschaften des Materials

Japangold, auch Lumi genannt, wird meist appliziert, seltener auch schon beim Weben eines Stoffes mitverarbeitet. Lumi besteht aus einer Seele aus Seide oder Kunstseide, die mit Goldfolie (Japangold) oder Silberfolie (Japansilber) umwickelt ist. Aus der Zweiteiligkeit des Materials folgen seine wichtigsten Eigenschaften:

  • Wird der Faden in Z-Richtung gedreht, so legt sich die Folie enger um die Seele und das Material verhärtet sich, bis er drahtartig wird und wie feiner Basteldraht geknickt und gelegt werden kann. Überdrallen führt zum Selbstverzwirnen und damit zum Verknicken der Folienschicht, die dann eher wie mehrfach benutzte Alufolie denn wie ein glänzendes Stickmaterial aussieht.
  • Drehen in S-Richtung dagegen lockert die Folienschicht, bis sie sich vollständig von der Seele löst und neben ihr liegt.
  • Lumi sollte nach Möglichkeit gegen den Uhrzeigersinn verarbeitet werden, da schon der geringe Drehimpuls, den das Übersticken dem Faden beigibt, seine Eigenschaften verändern kann. Die Stickrichtung ist dabei von innen nach aussen bzw. von rechts nach links, von der aktuellen Richtung des Fadens ausgehend.
  • Ist das Japangold gut gedreht, so lässt es sich leicht und dauerhaft knicken oder in gleichmäßige Kurven legen. Auch Spiralformen nimmt Lumi gerne an, wenn es zu Draht gedreht wurde.
  • Um die metallische Wirkung zu verstärken, wird Lumi traditionell in zwei Touren pro Lage verarbeitet.

Verarbeitung

Lumi wird auf den Stoff gelegt und überstickt. Der Faden, der zum Übersticken genommen wird, sollte in einem vor der Farbe des Japangolds "verschwindenden" Ton gewählt werden: Ein gedämpftes Gelb für Japangold, ein etwas dunkleres Grau für Japansilber.

  1. Japangold ist in Strängen erhältlich und wird vor der Verarbeitung auf spezielle Spulen gewickelt, die meist Rollen genannt werden. Das Lumi wird in Z-Richtung auf die Rollen gewickelt, damit das Eindrehen des Fadens später erleichtert wird.
  2. Zuerst wird der Überfaden verstickt, dann werden die Anfänge des Japangolds am Beginn des Musters durch den Stoff gezogen. Die Einstichstellen werden mit einem Stich des Überfadens gesichert.
  3. Das Japangold wird nun in Z-Richtung gedreht, bis das Material sich wie Draht anfühlt.
  4. Dann wird das Lumi nach der Vorlage gelegt und mit dem Überfaden befestigt. Die Stiche im Befestigungsfaden sollten dabei etwa 3mm lang sein und immer gerade über das Japangold führen. In Kurven werden die Stiche natürlich enger gesetzt, damit das Lumi nicht aus seiner Lage springen kann.
  5. Werden mehrere Lagen Japangold nebeneinander gelegt, so sollten die Stiche versetzt sein. In einer geraden Linie ausgeführte Stiche lenken den Blick vom Gold ab und lassen den Befestigungsfaden zu stark hervortreten.
  6. Am Ende des Musters wird das Lumi abgeschnitten und wieder auf die linke Seite des Stoffes gezogen. Der Befestigungsfaden sichert auch diese Stelle mit einem Stich direkt über dem Loch und wird dann sicher vernäht.

Ist Lumi waschbar? Ein Experiment.

Das Probestück wurde mit Japangold-Resten bestickt - goldfarbene Folie über einer gelben Polyesterseele. Die Stickerei ist in einer Abteilung einfädig, und in zwei anderen Abteilungen zweifädig gelegt. Die dafür verwendete Technik war Knicken und Zurücksticken. Dazu kommt eine einfädige Lumi-Spirale mit einem Zentimeter Durchmesser.
Wenn das kleine Stickbild an manche Kinderzeichnung von Schneeglöckchen erinnert, ist das gewollt :-)

  • Nach dem ersten Waschen (dunkle 30-Grad-Wäsche in der Waschmaschine mit NoName Colorwaschmittel, bei 1200 Umdrehungen geschleudert, nass und mit Dampf gebügelt) sind die doppelt gelegten Abteilungen des Schneeglöckchens in sich verdreht, und an ein paar Stellen scheint sich die Folie etwas verschoben zu haben, da die Seele durchschimmert. Mit etwas Abstand betrachtet sieht das Stickbild aus wie vor dem Waschen.
    Auf der Rückseite hat sich an den freien Enden des Lumi die Folie von der Seele gelöst und die einzelnen Fadenenden fächern leicht auf. Dieses Verhalten ist dem Verhalten von Sticktwist nach der ersten Wäsche sehr ähnlich.
  • Nach dem zweiten Waschen (helle 30-Grad-Wäsche in der Waschmaschine, bei 1200 Umdrehungen geschleudert und danach nass und mit Dampf gebügelt): Auf der Oberseite ist das Lumi weiterhin recht unbeeindruckt, allerdings hebt es den leichten unterstoff merklich an. Lumi wünscht sich offensichtlich einen recht stabilen Untergrund, wenn es gewaschen werden soll. Auf der Rückseite sind Seele und Folie an den Enden stark ausgefranst. Bei genauer Betrachtung der Oberseite ist an den Knickstellen die Seele sichtbar und die verdrehten Blätter haben sich noch etwas stärker umeinander verdreht.