Logo Handsticken.de

Der einfache Kreuzstich

 


Sticktechniken

Aufnähen
Durchzug
Japangold / Lumi
Knötchenstich
Kreuzstich
Languettenstich
Plattstich
Rückstich
Spaltstich
Spannstich
Sprengtechnik
Stielstich
Vorstich
Vorstich, doppelt durchzogen
Vorstich, durchzogen
Vorstich, umschlungen
Vorstich, verkreuzt durchzogen
Zackenstich

Modelle und Muster
Handwerkszeug
Stickerlehre
Über die Autorin
Tagebuch/Blog
Forum
Impressum

Kreuzstich-Beispiel: Das Kanji für Erde in grünem Kreuzstich auf feinerem Leinengrund, Vorlage in Pinselschrift. Rückseite Kreuzstich
Der Kreuzstich ist einer der bekanntesten Stickstiche, und es scheint zwei Arten von Menschen zu geben: Die einen lieben ihn, und die anderen hassen ihn. Die Gründe dafür sind vielfältig, und jeder darf selbst entscheiden, wie gerne man ihn persönlich mag. Ich selbst hege die Vermutung, dass ein grosser Teil der Abneigungen sich nicht auf den Stich selbst sondern nur auf die übliche kitschige Verwendung in handelsüblichen Stickbildern bezieht.
Mein obiges Beispiel ist das japanische Zeichen für Erde, gestickt über zwei Fadenkreuzungen auf feiner Leinwand mit zweifädigem grünen Sticktwist. Die Vorlage für das Zeichen ist in normaler japanischer Pinselschrift; teilweise ist die Vorzeichnung noch im Bild zu erkennen.

Beschreibung

Der Kreuzstich gehört zu den "zählbaren" Stichen, das heißt, dass er bevorzugt auf grobfädigen Stoffen ausgeführt wird, in denen die einzelnen Fadenkreuzungen des Stickgrundes gut erkennbar sind. Diese sichtbaren Kreuzungen werden benutzt, um die einzelnen Stiche gleichmäßig ausführen zu können. Die Größe des Kreuzstiches ist dabei nur vom Wunsch des Stickers abhängig. Die Stiche können von kleinen Stichelchen, die auf feinstem Leinengrund mit einem oder zwei Stickfäden über gerade mal zwei Fadenkreuzungen gehen, bis hin zu dicken Monstern reichen, die mit dicker Wolle auf grobem Stramin über 10 Kreuzungen ausgeführt werden.

Material

Für Kreuzstich benötigt man, wie schon gesagt, einen zählbaren Stickgrund. Dafür bieten sich grob gewebte leinwandbindige Stoffe oder die sogenannten "Stickstoffe" wie Stramin, Aida, Hardangerstoff etc. an. Wichtig ist, dass sich auf 10cm des Stoffes gleich viele Kett- (senkrechte Fäden) wie Schussfäden (waagerechte Fäden) befinden. Dadurch werden die Kreuzstiche quadratisch, und Muster lassen sich leicht nacharbeiten.

Das Stickmaterial selbst ist kaum eingeschränkt. Sticktwist, Perlgarn, Häkelgarn oder Wolle bieten sich an, sofern der Faden in der Dicke mit dem Stickgrund harmoniert. Bei den Nadeln sind stumpfe Nadeln mit großem ovalen Öhr sehr praktisch.

Verarbeitung

Die Bearbeitungsrichtung des Kreuzstichs hängt von der Art der Stichführung ab. Waagerecht gestickte Kreuzstiche arbeitet man in der Regel von rechts nach links und von unten nach oben, senkrecht gestickte Kreuzstiche dagegen werden nicht sofort geschlossen und sind dadurch flexibler. Sie werden meist von links nach rechts und von oben nach unten verarbeitet.

Der senkrecht gestickte Kreuzstich

Jeder Kreuzstich ist aus zwei halben Stichen zusammengesetzt; der unten liegende Stich wird Grundstich, der oben liegende Stich Deckstich genannt. Für eine professionell aussehende Stickerei sollten alle Grund- und alle Deckstiche jeweils in eine Richtung zeigen: zum Beispiel müssen alle Grundstiche von links unten nach rechts oben, und alle Deckstiche von links oben nach rechts unten zeigen.

Für den Stich an sich bringt man den Faden am Anfang des Musters zur Oberfläche. Für die Länge des Musters wird jetzt immer vom Ausstichspunkt aus die gleiche Anzahl von Kett- und Schussfäden diagonal überstickt: zum Beispiel bilden vier Kett- und vier Schussfäden ein Quadrat, an dessen linker unterer Ecke die Naden aussticht, und an dessen rechter oberer Ecke die Nadel wieder einsticht. Für den nächsten Grundstich führt man die Nadel senkrecht nach unten zur linken unteren Ecke des nächsten Quadrates und beginnt von Vorne.

Hat man das Ende des Musters erreicht, wird der Deckstich "rückwärts" über den Grundstich gestickt. Dafür wird der letzte Stich wieder senkrecht nach unten geführt, allerdings ändert man jetzt die Stickrichtung und sticht am linken oberen Eck des letzten Kreuzstichquadrates wieder ein (es handelt sich hierbei um die gleiche Stelle, bei der der Faden des Grundstichs unter den Stoff geführt wurde), um senkrecht am Fuß des nächsten Stichs wieder zur Vorderseite zu treten. Am Ende der Reihe sind alle Kreuzstiche geschlossen und man kann unter dem Stoff in die nächste Reihe übergehen.

Möchte man den senkrecht gestickten Kreuzstich auch unter- oder übereinander in Linien sticken, so werden die Grundstiche sofort mit einem Deckstich überstickt, und die Nadel wird nach dem Deckstich zum Anfang des nächsten Quadrates geführt. Dabei wird der unter der Stickerei liegende Faden doppelt so lang wie üblich. Bei Kreuzstichen, die in der Diagonale ausgeführt werden, geht man genauso vor.

Der waagerecht gestickte Kreuzstich

Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich

Diese Methode ist sozusagen die um 90° gedrehte Variante des senkrecht gestickten Kreuzstichs. Hierbei werden die rückwärtigen Stiche nicht senkrecht sondern waagerecht geführt. Bei waagerechter Ausführung werden diese Kreuzstiche von rechts nach links gestickt und sofort geschlossen, bei senkrechter Ausführung werden zuerst die Grundstiche von links unten nach rechts oben gestickt, und erst beim "Absteigen" werden die Stiche mit von links oben nach rechts untern ausgeführten Deckstichen geschlossen.
Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich Anleitungsbilder Kreuzstich

Die wahre Lehre

Beide Kreuzstichvarianten haben ihre Existenzberechtigung; der ewige Streit um die "wahre" Stichrichtung ist meiner Meinung nach unangemessen. Solange die Rückseite der Stickerei nicht aussieht wie ein wirrer Fadensalat, und die Vorderseite wie versucht und nicht gekonnt, ist die Stickerei vorzeigbar. Senkrecht gestickte Kreuzstiche sind beim waagerechten Sticken effektiver, da sie auf der Unterseite nicht unnötig viel Faden verbrauchen, waagerecht gestickte Kreuzstiche sind dagegen in der Senkrechten aus dem gleichen Grund vorzuziehen.

Versäubern

Kreuzstiche werden in der Regel auf der Rückseite versäubert. Dafür werden die überhängenden Fäden entweder um die bestehenden Unterfadenreihen geschlungen oder im rechten Winkel durch mehrere Reihenn von Unterstichen gezogen.

Für Kissenhüllen und Stickbilder, deren Rückseite entweder verklebt oder von einem Futtersrtoff abgedeckt wird, ist diese Methode gut geeignet. Für Tischdecken und Stickereien auf Kleidungsstücken dagegen, die mechanisch durch häufiges Waschen stark beansprucht werden, ist eventuell aber eine andere Methode vorzuziehen: Das Versäubern auf der rechten Seite.

Dafür wird der Restfaden in der Mitte eines Kreuzstiches zur Oberfläche geführt und dann in einer waagerechten oder senkrechten Reihe unter den Grund- und Deckfäden verstopft. Der Vorteil der Methode ist, dass die Fäden von einer dichteren Fadenschicht geschützt werden und durch die Straffheit der Stiche über dem Stoff besser festgehalten werden. Die Rückseite wird nicht durch herausstiepelnde Fadenenden verunstaltet, und die vernähten Fäden können sich nicht lockern. Perfekt ausgeführte Stickereien können sogar von der Rückseite aus als ein Muster präsentiert werden.

Auf der anderen Seite der Medaille funktioniert diese Technik nur dann zuverlässig, wenn die Kreuzstiche recht dicht gesetzt sind und wenn bei mehrfarbigen Mustern keine allzu häufigen und zu starken Farbwechsel auftreten. Ein unter weißer Stickerei vernähter schwarzer Faden ist etwas auffällig und kann dadurch die Wirkung des Musters empfindlich stören.

Ist es möglich...?

Kreuzstich auf nicht zählbaren Stoffen

Kreuzstich kann auch auf nicht zählbaren Materialien wie Stoffen in Köperbindung, feinster oder unregelmäßig gewebter Seide in Leinwandbindung oder auf Filz, Fleece und Wirkwaren ausgeführt werden. Hierfür benötigt man allerdings ein paar Hilfsmittel.

Auftrennbarer Stramin: Bei diesem Gitterstoff sind die einzelnen Fäden nicht fest miteinander verbunden. Nach dem Sticken kann man also die einzelnen Straminfäden relativ einfach unter der Stickerei herausziehen. Vor- und Nachteile gleichen denen des selbstauflösenden Stramin. Zusätzlich ist der Stramin recht rauh und deshalb für Wollstickereien wenig geeignet, da die Wolle beim Auftrennen beschädigt werden kann.

Karostoff: Bei einem feinen Stoff, der mit regelmäßigen Karos gewebt wurde, können die Farbquadrate genauso wie die Fadenkreuzungen eines zählbaren Stoffes benutzt werden.

Punkte auf dem Oberstoff: Kommen andere Methoden nicht in Frage, kann man ein Punktegitter auf den zu bestickenden Stoff malen und diese Punkte als Aus- und Einstichstellen für die Stickerei benutzen. Diese Methode wird hauptsächlich bei Smokarbeiten benutzt, ist aber auch für flächigen Kreuzstich tauglich. Die benutzte Farbe (weicher Bleistift, Kreidestift, Wasserfarbe, Kreidepulver...) sollte aber auf jeden Fall auswaschbar sein - im Zweifel vorher an einem Reststück testen.

Selbstauflösender Stramin: Dieser Stramin ist wasserlöslich. Er wird auf den zu bestickenden Stoff geheftet, dann stickt man das Kreuzstichmuster mit Hilfe dieses Stramins mit einer spitzen Sticknadel auf den "ungeeigneten" Stoff und legt, nachdem das Muster gestickt wurde, die Stickerei ins Wasser, bis das Material sich aufgelöst hat. Zurück bleibt eine Kreuzszichstickerei auf unzählbarem Stoff.
Allerdings sieht man nach dem Auflösen jeden einzelnen Stickfehler deutlich. Man sollte sich also schon beim Sticken um möglichst gleichmäßige und korrekte Stiche bemühen.

Literatur für Kreuzstichverrückte

Eaton, Jan: Enzyklopädie Kreuzstich, Fleurus Verlag Köln, 2005. Eine grosse Mustersammlung für den Kreuzsticker, allerdings stark vom amerikanischen Geschmack geprägt.

?,?: Stickereien aus Tausend und einer Nacht, ?, ?. Ein Buch voller Muster von Frauenstickereien aus dem nahen Osten, vor allem Stickereien der Berberfrauen. Mit Kulturgeschichte, Stickmustern und Fotographien.