Logo Handsticken.de

Die Sticker-Lehre

 

Sticktechniken
Modelle und Muster
Handwerkszeug

Stickerlehre

Über die Autorin
Tagebuch/Blog
Forum
Impressum

Die Handsticker-Lehre ist in Deutschland eine reguläre Handwerkslehre im dualen Ausbildungssystem: Drei Werktage Arbeit wechseln ab mit zwei Werktagen Berufsschule.
Da Sticker und Handsticker in Deutschland rar gesäht sind, gibt es nur eine Berufsschule, die Sticker direkt ausbildet: Die Textil-Berufsschule Münchberg (bei Hof an der A9, nordöstliches Ende von Bayern). Der Unterricht dort wird in Blöcken gehalten, die insgesamt 3 Monate im Lehrjahr ausmachen.
Manche ausbildenden Werkstätten schicken ihre Azubis nicht nach Münchberg ins "Internat" sondern haben separate Regelungen mit den örtlichen Berufsschulen. Meist werden in dem Falle die Sticker zusammen mit den Schneidern oder (falls vorhanden) Webern unterrichtet, und der Betrieb übernimmt die Fächer, die für Handsticker unabdingbar sind.

Die "offizielle" Ausbildungsbezeichnung für Handsticker ist Textilproduktgestalter/Sticker bzw. Produktgestalter Textil (Sticker). Der entsprechende Berufsschul-Rahmenlehrplan geistert irgendwo im Internet herum; die Verordnung über die Berufsausbildung zum Sticker/zur Stickerin ist beim Bundesministerium der Justiz, Abteilung Gesetze im Internet zu finden..
Der Ausbildungsplan wird dem Auszubildenden am Anfang der Ausbildung vom Betrieb überreicht.

Die Ausbildungszeit beträgt in der Regel 3 Jahre, kann aber durch Abitur um ein halbes oder ganzes Jahr verkürzt werden (Abiturienten überspringen die 10. Klasse der Berufsschule), während mit einer guten Zwischenprüfung (die Durchschnittsnote muss besser als 2,5 sein) die Lehrzeit um ein weiteres halbes Jahr verkürzt werden kann - diesmal entfällt allerdings das letzte Halbjahr der 12. Klasse - die Verkürzung bringt einiges an Lernaufwand mit sich.

In der Handstickerlehre lernt der Lehrling...

  • Mit runden und eckigen Stickrahmen arbeiten
  • Stoffe auf das Sticken vorzubereiten: Vorkrumpfen, Zuschneiden, Einrichten
  • Motive vorzubereiten und auf den Stickgrund zu übertragen
  • Nadelstärke, Garnstärke etc. auf Stoff und Sticktechnik abzustimmen
  • Sticken - aka. die Nadel da hinzustechen, wo sie hingehört
  • Sticken - die Grundstiche und einfache und fortgeschrittene Techniken
  • Sticken - zügig und genau zu arbeiten
  • Stoffe nach dem Sticken nachzubehandeln: Vernähen, Versäubern, Verkleben
  • Stoffe und Stickmaterial so zu lagern, dass Verluste vermieden werden
Und da Lehrjahre keine Herrenjahre sind, lernt der Lehrling auch Fegen, Wischen, Kleister anrühren, Stoff und Faden kaufen, Handtücher wechseln und vieles andere mehr, das primär nichts mit Sticken zu Tun hat.

Es gibt nicht nur "reine" Handstickerlehren. Vor allem die Stickerlehren in evangelischen Paramenenwerkstätten schließen auch Färben, Spinnen, Weben, Taften und Nähen mit ein. Meine persönliche Präferenz geht sehr in Richtung der durchmischten Stickerlehre, da vor allem beim Färben und Spinnen Kenntnisse vermittelt werden, die man als Handsticker dringend braucht - und die meist nicht direkt erklärt und vermittelt werden können.

Als Beispiel: Perlgarn im Stielstich
Wer einmal einen Faden gesponnen und gezwirnt hat, wird sich nicht wundern, weshalb das Perlgarn beim Stielstich in der einen Richtung Zicken macht und in der anderen nicht.
Perlgarn ist ein weicher Zwirn in S-Richtung. Wird es beim Sticken weiter in S-Richtung verarbeitet, wird der Zwirn verstärkt und es entsteht eine wunderbare Kordelstruktur. Wird das Garn dagegen in Z-Richtung verarbeitet, so wird die sowieso schon lockere Zwirnung weiter geöffnet, bis die Einzelfäden nebeneinander zu liegen kommen und unschöne Huppel und ausfransende Schadstellen trotz einer eigentlich perfekten Stichführung bilden.
Nicht verstanden? Spinnen lernen... :-D